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Auch wenn wir den bayrischen Trinkspruch mit einem Augenzwinkern erweitern, ist der Zusatz nicht ganz falsch: Die lange Geschichte von Bier und Käse ist im Alpenraum eng miteinander verbunden. Im Mittelalter wurden in Klöstern Rezepte zur Käseherstellung gesammelt und gleichzeitig das Brauwesen kultiviert. Bier war zu diesen Zeiten als bekömmliches Getränk beliebt, da es durch das Erhitzen bei der Herstellung keimfrei wurde. Wie Milch und Milchprodukte zählte Bier damals in vielen Regionen zu den Grundnahrungsmitteln.
Lange Geschichte, regionale Vielfalt
Durch die Entdeckung der Hefe und die Entwicklung der Kältemaschine im 19. Jahrhundert veränderte sich die Brauwirtschaft fundamental. 1841 erfand man in Wien das untergärige Lagerbier, das ganzjährig produziert werden konnte und einen Siegeszug durch die ganze Welt antrat. Der global bedeutendste Bierstil ist aus diesem Grund helles, untergäriges, schwachgehopftes Lagerbier, das mild und einfach trinkbar ist. Erst in den letzten 25 Jahren gab es eine Rückbesinnung auf obergärige Brautechniken. Im Zuge der Craftbierbewegung ist eine neue Bierkultur entstanden, die teilweise alte Bierstile aufgreift und neu interpretiert. Das Angebot an kreativen Bieren aus kleinen, regionalen Brauereien ist seither stetig gewachsen und die Bandbreite an unterschiedlichen Sorten extrem vielfältig.
Genussvolle Verbindung
Während in Bayern die Kombination Käse und Bier bei näherer Betrachtung lange Tradition hat – pikanter „Obazda“ aus verschiedenen Käsen darf schließlich bei keiner Brotzeit fehlen – , so war es im Rest Europas meist der Wein, der als bester Freund des Käses angepriesen wurde. Dabei passen viele Biere wunderbar zu feinen Heumilch-Käsen. Durch ihre prickelnde, schaumige und oft cremige Textur vereinen sich die Aromen im Mund besonders harmonisch miteinander. Bei der Verkostung gilt, dass helle, leichte Biere eher milde Heumilch-Käse unterstreichen, während zu kräftigeren Käsen meist Biere mit ausgeprägtem Charakter passen.
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Drei besonders überraschende Kombinationen verraten wir dir gleich hier:
Kräftig-schmelzender Weichkäse mit Rotkultur kombiniert mit bayrischem Hefe-Weizen
Gerade bei jüngeren Vertretern dieses Käsestils wie Bachensteiner oder Großer Stinker beweist das Weißbier seine Stärken. Das sortentypische Bananen-Aroma des Biers schmiegt sich an die leicht malzig-röstige Rotkulturstilistik. Die Kohlensäure umspielt die cremige Textur und bringt einen gewissen Frische-Kick auf den Gaumen. Zu gut gereiftem Weichkäse passt hingegen ein intensiver Weizen-Bock.
Aromatischer Schnittkäse mit (Indian) Pale Ale
Bei einem Pale Ale oder IPA ist es wichtig, dass der Käse die starke Hopfenbitternote gut einbinden kann. Rotkultur-Schnittkäse mit cremigem Teig und angenehmen Röstaromen wie ein Arlberger oder Dorfkäse können hier gute Partner sein. Auch Käse mit Heublumen oder getrockneten Holunderblüten erweisen sich als harmonisch.
Mild-cremiger Frischkäse mit Fruchtbier
Naturfrischkäse (ohne Kräuter) umschmeichelt mit seiner zarten Milchsüße und seiner ausgeprägten Cremigkeit den Gaumen, während die Säure und die präsente Frucht des Biers für eine spritzige Frische sorgen. Fruchtbiere haben ihren Ursprung in Belgien und sind meist in den Sorten Kirsch, Himbeere oder Cassis erhältlich. Auch ein feiner Mozzarella harmoniert mit dieser Biersorte.