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Ist der Frühling nicht mehr weit, gibt es auf den Heumilchbauernhöfen viel zu tun: Der Kreislauf der Heuernte beginnt. Mist oder Gülle der hofeigenen Tiere werden als wertvolle Dünger auf Wiesen und Weiden ausgebracht, um ein üppiges Pflanzenwachstum zu garantieren. Wenn es ein paar Wochen später zu blühen beginnt und auf den Wiesen Rotklee, Löwenzahn, Schafgarbe und Co. in bunten Farben um die Wette leuchten, bricht für unsere Heumilchbäuerinnen und Bauern die spannendste Zeit des Jahres an.
Heu-Mahd: Wissen, Zeit und gutes Wetter
Um den perfekten Zeitpunkt für die erste Mahd zu wählen, braucht es viel Erfahrung, Fachwissen und ein bisschen Glück. Denn nur bei guten Witterungsbedingungen können die Gräser und Kräuter geschnitten, vorgetrocknet, mehrmals gewendet und eingebracht werden. Dieser Prozess dauert mehrere Tage, an denen es nicht regnen darf. Oft ist die ganze Familie in dieser Zeit auf den Beinen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. In vielen Berggebieten ist es aufgrund der steilen Hänge nicht möglich, mit Maschinen zu mähen. Dann müssen die Gräser und Kräuter per Hand geschnitten werden. Erst wenn das wertvolle Gut sicher am Heuboden lagert und trocknen kann, gönnen sich die Heumilchbäuerinnen und Bauern eine wohlverdiente Verschnaufspause. Denn nur ein paar Wochen später folgt die nächste Mahd.
Wusstest du, dass…
… jeder Heuschnitt eine andere Qualität hat? Er unterscheidet sich in Struktur, Eiweiß- und Energiegehalt. Aus diesem Grund wird das Heu für die Tiere gemischt, je nachdem, welche Inhaltsstoffe sie benötigen. Eine Heumilchkuh erhält also einen anderen „Mix“ als trächtige Kühe oder Jungvieh.
Heu-Qualitäten im Überblick
Bis zu vier Schnitte sind in einem Sommer je nach Witterung und Höhenlage der Wiesen und Weiden möglich. Dabei ist jede Ernte unterschiedlich, denn die Gräser und Kräuter verändern sich im Lauf der Jahreszeiten:
Erster Schnitt (Frühling)
Im Idealfall macht der erste Schnitt im Frühling 30 bis 40 Prozent der Jahresfuttermenge aus, also dem Umfang an Heu, den die Tiere eines Heumilchbauernhofes über den gesamten Winter benötigen. Die Gräser sind zu diesem Zeitpunkt wesentlich strukturreicher als die Folgeschnitte. Um sicherzustellen, dass alle Stallbewohner das beste Futter erhalten und die Artenvielfalt auf den Wiesen gefördert wird, bewirtschaften Heumilchbauern ihre Felder mosaikartig – sie mähen nicht alle Felder auf einmal. Mehr zu dieser traditionellen Wirtschaftsweise erfährst du hier: Mosaikartige Bewirtschaftung. Die Mahd zieht sich deshalb über mehrere Wochen, in denen zuerst besonders eiweiß- und energiereiches Qualitätsheu für die Milchkühe geerntet wird. Ein bis drei Wochen später geht es erneut auf die Weiden, und wenn das Heu in voller Blüte steht, wird das Futter für trächtige Kühe und größeres Jungvieh eingebracht.
Zweiter Schnitt (Frühling/Frühsommer)
Ab dem zweiten Schnitt nimmt die Struktur des Futters ab, dafür steigt der Anteil unterschiedlichster Kräuter. Dieses Heu ist feiner, aber eiweißreich und aromatisch.
Dritter Schnitt (Sommer/Spätsommer)
In vielen Gebieten fällt der dritte Schnitt, abhängig von der Regenmenge und den Sonnenstunden der Sommermonate, schon etwas geringer aus. Zu dieser Zeit bieten die Dauergrünland-Wiesen dafür besonders proteinreiche Gräser. Ein hoher Eiweißgehalt im Heu ist für die Fütterung der Heumilchkühe besonders wichtig: Durch ihn können Eiweiß-Futtermittel wie zugekauftes Getreide großteils ersetzt werden. Mehr zum Thema Getreideanteil im Futter liest du hier: Mein Essen = dein Futter?
Vierter Schnitt (Herbst)
Da sich 88 Prozent der Heumilchbetriebe im Berggebiet befinden, ist ein vierter Schnitt für die meisten Bäuerinnen und Bauern nicht möglich. Dafür genießen viele Herden den goldenen Herbst auf Wiesen und Weiden in tieferen Lagen und fressen hier das frische Gras.
Im Winter, wenn das Gründland unter einer Schicht aus Schnee und Eis schlummert und die Heumilchkühe gerne viel Zeit im gemütlichen Stall verbringen, genießen sie das schmackhafte Ergebnis eines arbeitsreichen Sommers: Herrlich duftendes, nahrhaftes und ressourcenschonendes Heu! Der traditionelle Kreislauf der Heuwirtschaft schließt sich – bis er im Frühjahr von neuem beginnt.