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Wenn eine ganze Volksschulklasse die Schulbank gegen den Kuhstall tauscht, dann ist einiges los am Geisbichlgut in Salzburg. Katharina Lettner bringt das nicht aus der Ruhe, sie freut sich viel mehr, dass „die Kurse jetzt im Frühling wieder voll anlaufen!“ Mehrmals im Monat bietet die gelernte Sonderschul-Pädagogin Schulungen zu Themen wie „Vom Huhn zum Ei“, Kräuterwanderungen oder „Vom Gras ins Glas“ an, saisonal gibt es Termine zum Palmbuchen-Binden oder Kekse-Backen. „Ich wollte immer schon in diesem Bereich arbeiten“, erinnert sich die gebürtige Vorarlbergerin. „Neben der Landwirtschaft und unseren vier Mädchen wäre es aber schwierig, regulär als Pädagogin tätig zu sein. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass ich bei `Schule am Bauernhof` dabei bin.“
Heuwirtschaft hautnah erleben
Manche Dinge muss man im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“, um sie wirklich zu verstehen, davon ist Katharina überzeugt. „Wenn die Kinder bei uns am Hof sind, den Heumilchkühen begegnen und die Hennen streicheln können, stellen sie einen ganz anderen Bezug zu den Lebensmitteln her, als wenn sie davon nur im Unterricht hören,“ erklärt sie. Neben dem Respekt gegenüber den Tieren ist ihr wichtig, einen achtsamen Umgang mit den Produkten zu vermitteln. Wenn die Klasse nach ihrem spannenden Besuch im Stall gemeinsam eine Jause richtet, ist der Hunger groß.„Ich erkläre dann immer, dass sie nicht zuviel auf einmal auf den Teller laden sollten, damit nichts weggeworfen werden muss.“.
Ab der dritten Schulstufe stellen die Schüler:innen selbst Frischkäse oder Joghurt aus Heumilch her. „Dabei sehen sie, wieviel Milch es braucht, um einen kleinen Laib Käse herzustellen. Beim Joghurt können sie den Reifeprozess beobachten. So bekommen sie ein ganz direktes Verständnis dafür, wieviel Arbeit in den Nahrungsmitteln steckt“, betont Katharina.
Der Wissensstand sei bei den Kindern sehr unterschiedlich –„es gibt viel Redebedarf“, resümiert die engagierte Landwirtin: „Aber das ist verständlich. Eltern und Lehrer:innen müssen den Kindern schon so viel beibringen. Gerade deshalb ist es wichtig, dass sie die heimische Landwirtschaft kennenlernen, die nachhaltige Heuwirtschaft erleben und einen Bezug zu Regionalität und Saisonalität bekommen.“
Verständnis und Wertschätzung schaffen
Nicht nur Kindern bringt Kathi den nachhaltigen Umgang mit Heumilch- und anderen landwirtschaftlichen Produkten bei. Als Seminarbäuerin gibt sie ihr Wissen auch an Erwachsene weiter und lehrt sie zum Beispiel Brotbacken oder das richtige Schneiden und Zubereiten von Fleisch.
„Bei den Seminarbäuerinnen geht es ganz stark um die heimische Landwirtschaft. Mein Ziel ist es, in Zukunft verschiedene Workshops zur Milchverarbeitung, Kochkurse mit Rindfleisch und Brotbackkurse anzubieten“, erzählt Kathi. Ihre Lehrtätigkeit ist einerseits Leidenschaft, aber gleichzeitig auch ein Nebenerwerb, der Katharina dabei hilft, ihre Vorstellung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft mit höchstem Tierwohl zu verwirklichen. Viele der Produkte, die sie in ihrem Bio-Heumilchbetrieb am Geisbichlgut selbst erzeugt, werden über einen Selbstbedienungsstand direkt ab Hof verkauft. „Vor allem in der Pandemie ist das Interesse an regionalen Lebensmitteln spürbar gewachsen,“ freut sich die Heumilchbäuerin. Dennoch herrsche nach wie vor viel Handlungsbedarf, betont Kathi: „Mein Ziel ist, dass Klein und Groß wieder einen engeren Bezug zur Landwirtschaft und ein Verständnis für unsere nachhaltige Arbeit bekommt, dass sie die hochwertigen Heumilch-Produkte richtig wertschätzen.“
Dafür öffnet das Geisbichlgut übrigens auch virtuell seine Türen! Begleite Katharina und ihre Familie auf Instagram: @lettner.katharina
Infos zur „Schule am Bauernhof“ in Österreich findest du hier:
Schule am Bauernhof (Österreich)
Katharina’s Betrieb
Für Pädagog:innen