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In diesem Jahr ist alles anders: Da Katharinas Lebensgefährte Tobias durch einen Jobwechsel den Sommer im Tal verbringt, wird Kathi mit der dreijährigen Rosa und dem sechsjährigen Jakob alleine bergwärts ziehen. Spontan wurde eine neue Alpe im Bregenzerwald gefunden, die die Käsemeisterin mit ihrem Handwerk wiederbelebt: „Seit zehn Jahren wurde hier kein Käse mehr hergestellt – ich freue mich schon darauf, das zu ändern! Durch die kleinere Größe ist die Alpe für uns perfekt und bietet alle Voraussetzungen, um hochwertigen Bergkäse herzustellen,“ erzählt Kathi.
Heumilch-Käse im Ein-Frau-Betrieb
Dass sie quasi im Alleingang für ihre Kinder und 21 Heumilchkühe verantwortlich ist, bringt die junge Vorarlbergerin nicht aus der Ruhe: „Ich wollte mir den Sommer auf der Alpe nicht nehmen lassen, schließlich verbringe ich die warme Jahreszeit seit über 20 Jahren in den Bergen. Auch die Kinder können sich das nicht anders vorstellen,“ blickt Kathi zurück. Rosa verbrachte schon die ersten Monate ihres Lebens zwischen grünen Weiden und steilen Berghängen.
Unterstützt wird die Sennerin von einer Bekannten, während der Sommerferien hilft außerdem ein junger Pfister (=Alphelfer) bei der Arbeit. Und am Wochenende greift natürlich auch Tobias seiner Kathi unter die Arme. Dank einer Rohmelkanlage, über die die frische Heumilch direkt zur Verarbeitung transportiert wird, entfällt zumindest das Schleppen schwerer Milcheimer. Durch die hohe Qualität der Heumilch kann der Käse außerdem ohne Zusatz von Konservierungsmitteln oder intensive mechanische Behandlung hergestellt werden. Dennoch – von der Rohmilch zum Käse sind viele Arbeitsschritte notwendig, die Erfahrung, aber auch Kraft brauchen. Ein Laib typischen Vorarlberger Bergkäses wiegt nicht selten 25 kg oder mehr!
Aus der Region für die Region
Ist die Reifung abgeschlossen, verkauft Katharina ihre würzigen Käsespezialitäten, Heumilch-Butter und -joghurt jeden Samstag am Wochenmarkt in Alberschwende. Unter der großen Dorf-Linde wird hier Gemüse, Fisch und Fleisch aus der Region angeboten – und Kathis Heumilch-Käse. „Vor 13 Jahren haben wir begonnen, hier einen Stand aufzubauen. Zu Beginn haben wir vielleicht ein oder zwei Stück Käse verkauft. Andere Anbieter haben bald wieder aufgegeben, aber wir haben uns hier über die Jahre einen tollen Kundenstock aufgebaut. Um unser Angebot zu verbessern, haben wir 2012 einen Kühlwagen gekauft, in dem wir die Heumilch-Produkte bei der richtigen Temperatur präsentieren. Die Kundinnen und Kunden schätzen unsere hochwertigen, regionalen Spezialitäten sehr,“ berichtet Kathi stolz. Dass sie drangeblieben ist und voll und ganz auf Regionalität setzt, ist für die Heumilchbäuerin der richtige Weg: „Ich kenne meine Stammkunden und weiß, dass sie unsere Produkte schätzen. Wer bei uns am Markt einkauft, erkennt den Wert von Lebensmitteln an und wirft sie nicht einfach achtlos in den Müll,“ ist sich Kathi sicher.
Heumilch-Käse: Weniger ist mehr
Mit ihrer Arbeitsweise ist Katharina nicht alleine. Die Heumilch wird in der jeweiligen Region weiterverarbeitet, 85 Prozent davon zu besten Käsen. Kathis Heumilch-Käse findet man jedoch nur im Bregenzerwald und der Umgebung. „Im Winter gibt es unsere Produkte auf Christkindlmärkten und wir verkaufen ganzjährig auf unserem Hof“, fasst sie zusammen.
Ob sie auf diese Weise nicht einen Überschuss produziert? Dieses Problem kennt Kathi nicht. Einerseits habe sie und ihre Familie ja auch einen Eigenbedarf an den Heumilch-Spezialitäten. Andererseits sei die Menge, die sie produziert, überschaubar: „Unsere Kühe fressen die Gräser und Kräuter auf der Alpe im Sommer und Heu im Winter. Sie bekommen dazu nur etwas Getreideschrot – dadurch ist die Milchleistung nicht so hoch wie in anderen Betrieben. Weniger ist für mich trotzdem oft mehr, gerade wenn man wie bei der Heumilch so hochwertige und nachhaltige Produkte herstellen kann,“ betont Kathi. Es sei wichtig, im Gleichgewicht zu bleiben, denn: „Die Natur holt sich alles wieder zurück, was man ihr nimmt“, schließt die Heumilchbäuerin.