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Die Heumilchbäuerinnen und Bauern beginnen mit ihrer Arbeit oft dort, wo sie für andere nicht mehr möglich oder profitabel ist: In den bergigen Heumilchregionen entlang des Alpenbogens kommen viele Flächen aufgrund des unwegsamen Geländes und des nassen Klimas für den konventionellen Ackerbau nicht in Frage. Für die oft kleinstrukturierte Landwirtschaft der Heumilchbauern, die im Schnitt 17 Milchkühe halten, stellen die dauergrünen Wiesen und Weiden hingegen die Lebensgrundlage ihrer Tiere dar.
Heumilchwiesen geben Bodenerosion keine Chance
Das Dauergrünland ist ein wertvolles Gut, dass das ganze Jahr über geschützt werden muss: Die Pflegemaßnahmen der Heumilchbäuerinnen und Bauern verhindern nicht nur eine Verbuschung und Verwaldung der bewirtschafteten Wiesen und Weiden, sondern sie schützen auch vor der sogenannten „Bodendegradation“. Darunter versteht man die Verschlechterung der Ökosystemdienstleistungen des Bodens. Durch abfließendes Wasser, Wind und die Schneeschmelze verlieren Böden über die Jahre an Fruchtbarkeit. Diese schrittweise natürliche Erosion würde durch intensive landwirtschaftliche Nutzung noch verstärkt werden. Wenn die Flächen hingegen als Dauergrünland gepflegt werden, steigt nicht nur die Widerstandsfähigkeit und der Humus-Gehalt im Boden, es können auch mehr Wasser und Kohlenstoff auf natürliche Weise gespeichert werden.
Großer Wasserspeicher, geringer Verbrauch
Das im Boden gespeicherte Grundwasser hilft den Pflanzen über Trockenperioden im Somme, vielerorts wird auch das Trinkwasser aus dem Grundwasser gespeist. Zusätzlich positiv auf den sogenannten „Wasserfußabdruck“ der Heumilch-Wirtschaft wirkt sich die traditionelle Fütterung der Tiere aus: Im Gegensatz zu ressourcenintensiverem Kraftfutter ist die Milchproduktion auf Basis des lokal erzeugten Grünlandfutters sparsam im Wasserverbrauch. Die Universität für Bodenkultur in Wien schätzt*, dass der Wasserfußabdruck von industrieller Landwirtschaft in etwa dreimal so groß ist wie der der Heuwirtschaft.
Keine Konkurrenz zwischen Trog und Teller
Der natürliche Speiseplan der Heumilchkühe – im Sommer besteht er aus saftigen Gräsern und Kräutern auf den heimischen Wiesen, im Winter aus dem von den Bauern geerntetem Heu – schont auch in Sachen Futtermittel Ressourcen. Ein wichtiger Faktor, werden doch
weltweit bereits über ein Drittel der verfügbaren Ackerflächen zur Futtermittelproduktion genutzt. Dadurch stehen weniger Flächen zum Anbau von Pflanzen zur Verfügung, die dem Menschen als Nahrung dienen. Um die Nahrungsmittelsicherheit global zu gewährleisten, sollten in der Milchproduktion vorwiegend regionale Futtermittel zum Einsatz kommen. Im Gegensatz zu den beliebten Futtermitteln der konventionellen Agrarwirtschaft wie Getreide, Soja und Mais stellen Gräser, Heu und kleine Mengen Getreideschrot aus Europa keine Konkurrenz zur menschlichen Ernährung dar.
Nachhaltiges Handeln und der respektvolle Umgang mit unserer Umwelt ist für unsere Heumilchbäuerinnen und Bauern seit jeher von höchster Bedeutung. Wer Produkte aus Heumilch genießt, schmeckt nicht nur die hohe Qualität und kann sich auf die hohen Tierwohl-Standards verlassen, sondern trägt auch dazu bei, dass wertvolle Ressourcen geschont werden!
*Mehr zur Rolle der traditionellen Heumilch-Wirtschaft auf die Nachhaltigkeit und den Umweltschutz erfährst du in unserer Nachhaltigkeits-Fibel, die gemeinsam mit dem Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit der Universität für Bodenkultur in Wien erstellt wurde.
Der Alleskönner Grünland kann sogar noch mehr: Wie das Dauergrünland die heimische Artenvielfalt fördert, liest du in unserem Artikel Wo es flattert, krabbelt und summt: Artenvielfalt im Dauergrünland