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Wenn alle anderen noch schlafen
Sobald kurz vor 5 Uhr morgens das erste Tageslicht durch das Stallfenster scheint, erheben sich die ersten Kühe gemächlich von ihrem Platz. Denn anders als andere Fluchttiere schlafen sie im Liegen. Für ihre erholsame Nachtruhe wurde vorgesorgt: Jede Heumilchkuh hat eine eigene Liegebox.
Persönliche Betreuung ist wichtig
Während die Kühe den neuen Tag begrüßen, öffnet der Bauer die Stalltüre und wünscht ihnen einen guten Morgen. Er kennt sie alle beim Namen. Persönliche Betreuung ist wichtig, damit sich die Tiere rundum wohl fühlen. Dazu gehört auch, dass gleich mit dem Melken begonnen wird, denn die Paarhufer müssen in einem Abstand von etwa 12 Stunden gemolken werden, also zweimal täglich. Übrigens: Auch für den unwahrscheinlichen Fall, dass der Bauer seine Kühe einmal nicht melken kann, hat die Natur vorgesorgt. Nach 36 Stunden versiegt die Milchproduktion.
Die gewonnene Milch – die durchschnittliche Menge pro Kuh liegt bei etwa 20 Liter pro Tag – wird entweder sofort zu Käse und Molke verarbeitet oder mit einem Kühltransporter abgeholt oder in das Tal gefahren.
Raus auf die Weide
Nach dem frühmorgendlichen Melken kümmert sich der Bauer auch um die Sauberkeit im Stall. Währenddessen schlendern die Kühe bereits auf die Almwiesen vor der Tür. Denn auch Kühe brauchen ausreichend Bewegung, um gesund zu bleiben. Heumilchkühe haben mindestens 120 Tage im Jahr Auslauf. Das gibt Ihnen die Möglichkeit, Wiesen, Weiden und Almen, frische Luft und wärmende Sonne zu genießen. Eine dauerhafte Anbindehaltung ist streng verboten.
Artgemäße Fütterung macht den Unterschied
Die Heumilchkühe erkunden die Umgebung auf der Alm, um die zartesten Gräser und schmackhaftesten Kräuter zu suchen. Kühe können beeindruckende 8 km weit riechen! Das Angebot auf den Almwiesen kommt da gerade richtig – viele verschiedene Gräser und Kräuter wachsen in den österreichischen Bergregionen. Bei so viel Auswahl muss die Entscheidung richtig schwerfallen!
Frisches Wasser sorgt für Wohlbefinden
Nicht wählerisch sind die Tiere hingegen in Sachen Flüssigkeit: Reines, klares Wasser muss es sein! Sie trinken eine beeindruckende Menge davon – bis zu 120 Liter pro Tag. Der hohe Flüssigkeitsverbrauch ist dem ständigen Wiederkäuen geschuldet. Kühe verbringen damit täglich sechs bis sieben Stunden. Dabei produzieren sie bis zu 180 Liter Speichel am Tag und verdrücken durchschnittlich 20 kg Heu beziehungsweise 100 kg Gras!
Der Kuhmagen leistet dabei ganze Arbeit: Der spezielle Verdauungstrakt ermöglicht es den Tieren, für den Menschen nicht nutzbare Pflanzenbestandteile zu verdauen und in das hochwertige Lebensmittel Heumilch umzuwandeln.
Tiergesundheit im Fokus
Für das Wohlbefinden der Heumilchkühe sorgt neben dem Bauern oder der Bäuerin auch der Tierarzt. Egal, ob es sich um die Eutergesundheit oder die Untersuchung trächtiger Kühe handelt – regelmäßige Kontrollen sind wichtig. Eine Mitgliedschaft beim österreichischen Tiergesundheitsdienst ist für Heumilchbauern deshalb Pflicht.
Gesund und munter – so kommt die Herde am Abend von der Weide zurück in den Stall. Nach dem abendlichen Melken und der Fütterung machen die Tiere es sich hier gemütlich: Kühe liegen im Schnitt 12 bis 14 Stunden am Tag. Zeit genug also, um in aller Ruhe Kraft für den nächsten spannenden Tag auf der Heumilchalm zu sammeln und von frischen Gräsern und kühlen Bächen zu träumen.