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Es ist ein ungewöhnlicher Anblick, den Josef Rehbichler mit seinen Kühen bietet. Bei strahlendem Winterwetter stapfen die Vierbeiner – bisweilen im Gänsemarsch – durch kniehohen Schnee und scheinen ihren Spaziergang zu genießen. „Kühe lieben kalte Temperaturen und ich gebe ihnen gerne die Möglichkeit, sich auch im Winter außerhalb des Laufstalls zu bewegen“, sagt der Heumilchbauer.
Wir sind zu Besuch am Erbhof „Waching“ im österreichischen Reith bei Kitzbühel, der von Josef Rehbichler und seiner Frau Monika betrieben wird. Mit am Hof leben noch Josefs Eltern sowie die gemeinsamen Kinder Matthias und Larissa. „Unser Stall beherbergt 20 Heumilchkühe, die meisten davon sind Fleckvieh“, berichtet Josef Rehbichler und er zeigt mit seiner täglichen Arbeit, dass „Tierwohl“ auf seinem Hof nicht nur ein Schlagwort ist.
Den Sommer verbringen die Tiere auf der Lachtalalm, die zum Familienbesitz zählt und sich von 1150 m bis zu 1800 m Seehöhe erstreckt. „Wir treiben unsere Kühe Anfang Juni auf die Alm, wo sie bis Mitte September bleiben“, erzählt Josef Rehbichler. Im Winter befinden sich die Heumilchkühe in einem modernen Laufstall mit Liegeboxen, Massagebürsten und viel Auslauf.
„Das Tierwohl ist uns Heumilchbauern ein großes Anliegen“, sagt der Bauer überzeugend. Dazu zählt, dass eine dauernde Anbindehaltung verboten ist und die Kühe mindestens 120 Tage Auslauf pro Jahr haben.
„Das Wichtigste ist aber das Futter“, berichtet Josef Rehbichler. Denn Heumilchkühe werden im Lauf der Jahreszeiten gefüttert. Sie bekommen im Sommer die Gräser und Kräuter der umliegenden Wiesen zu fressen. Im Winter erhalten sie getrocknetes Heu. Als Ergänzung wird mineralstoffreicher Getreideschrot gefüttert, der aus Europa stammen muss und kontrolliert gentechnikfrei ist. Der Menüplan der Tiere ist im Winter zwar anders als im Sommer, jedoch ist der Artenreichtum auch im Heu sehr groß, was sich positiv auf den Geschmack auswirkt.
„Wenn Kühe so viel Heu fressen, benötigen sie bis zu 120 Liter Wasser pro Tag, um gut versorgt zu sein“, erklärt Sepp Rehbichler. Deshalb schauen Heumilchbauern besonders darauf, dass Wasser für die Kühe stets gut erreichbar und in ausreichendem Maße zur Verfügung steht.
Wie bereits eingangs erwähnt, genießen die Paarhufer Frischluft, deswegen wird auch auf ein angemessenes Stallklima und ausreichend Platz Wert gelegt. Diesen brauchen Kühe, verbringen sie doch den halben Tag mit Ruhen und Widerkäuen. „Wir schauen, dass jede Kuh einen eigenen Liegeplatz mit Einstreu hat, auf den sie sich zurückziehen kann“, bestätigt der leidenschaftliche Bauer.
Es fällt auf, dass er zu jeder seine Kühe eine spezielle Bindung zu haben scheint, tätschelt sie kurz oder spricht sie mit Namen an. „Das ist der Vorteil bei einem kleinen Tierbestand. Wir kennen die Eigenheiten von jeder Kuh genau, etwa die Vorliebe für ein bestimmtes Gras oder ob sie gerne gekrault wird.“ Durch die kleinen Strukturen entgeht dem Bauern nichts und er weiß zu jeder Zeit genau um den Gesundheitszustand und das Wohlergehen seiner Tiere Bescheid. Zusätzlich ist jeder Heumilchbauer Mitglied beim Tiergesundheitsdienst, der das Wohlergehen der Heumilchkühe regelmäßig und vorbeugend überprüft.
Die Wintersonne ist bereits untergegangen, als wir den Wachinger Hof nach einem spannenden Nachmittag mit Josef Rehbichler und seinen Heumilchkühen verlassen. Zum Abschied meint er noch: „Unsere Milch kann nur so gut sein, wie wir unsere Tiere behandeln.“– Schön zu wissen, dass hinter diesen Produkten glückliche Kühe stehen!