Lesezeit
Wenn der siebenjährige Anderl von Alexa spricht, denkt er nicht an den bekannten Sprachcomputer, sondern an seine Geiß. Den Namen hat er ausgesucht, „weil das ein besonderer Name war, den man nicht so oft hört.“ Und Alexa ist etwas ganz Besonderes, schließlich gehört die Ziegendame Andreas ganz alleine. Er hat sie seinem Opa offiziell abgekauft – für einen Euro seines Taschengeldes. Seitdem geht er oft mit ihr spazieren. Aber nicht nur das: Eine Ziege zu halten bedeutet auch Verantwortung. Das weiß Andreas ganz genau.
Lieber Stall als Hausaufgaben
Wenn der junge Mann nachmittags von der Schule nach Hause kommt, geht es als erstes in den Stall. Andreas füttert die Ziegen mit Heu und ein bisschen getrocknetem Laub, dazu kommt Luzernen-Klee, „das mögen sie besonders gerne. Ziegen könnten den ganzen Tag fressen“, erklärt er. Nicht so gerne haben die Tiere im Winter das kalte Wetter: „Obwohl die Ziegen vor ihrem Stall einen eigenen Balkon haben und immer ins Freie können, sind sie meistens drinnen“, wundert sich der Bub.
Anderl kümmert sich aber nicht nur um die Geißen, sondern auch um die anderen Kleintiere. Futterstellen auskehren, ausmisten, einstreuen: Das macht ihm Spaß. Hausaufgaben müssen trotzdem sein, das nimmt Mama Bianca ganz genau. „Vor kurzem hat er mich gefragt, ob es auch eine Schule gibt, in der man das lernen kann, was ihn interessiert,“ schmunzelt die Heumilchbäuerin. Sie freut sich, dass Andreas so viel Interesse an der Landwirtschaft zeigt: „Mein Mann und ich betreiben den Klettnerhof nebenberuflich mit viel Leidenschaft. Es ist schön zu sehen, dass ihm das auch so viel Spaß macht.“
Der Ziegen-General
Andreas freut sich auf den Frühling, denn dann heißt es wieder: Raus ins Freie! Er hilft Papa Stefan beim Düngen kleinerer Weideflächen, pflegt die Gräser und Kräuter, die sich die Heumilchkühe und -ziegen in der warmen Jahreszeit schmecken lassen. Und sollte eine Geiß von der eingezäunten Weide entwischen, fängt er sie wieder ein. „Er ist unser Ziegen-General“ sagt Bianca. Wenn der würzige Heumilch-Ziegenkäse, den die Familie herstellt, ausgeliefert wird, ist Andreas auch dabei. Er bekommt ein bisschen Geld für die Milch seiner Ziege Alexa, die er auch selbst melken kann. „Für das tägliche Melken ist er aber noch ein bisschen zu klein, das erledigt der Papa“, erzählt Bianca.
Und der kleine Bruder Maximilian? „So wie Andreas ganz nach seinem Papa kommt, ist Maxi eher wie ich“, lächelt Bianca. Der Sechsjährige verbringt seine Zeit am liebsten im angeschlossenen Gasthof Brunnhaus, den seine Oma führt und in dem Bianca täglich arbeitet. Er kann schon ein bisschen Schuhplatteln und unterhält gerne die Gäste. Heumilch-Wirtschaft und Gastfreundschaft: Diese beiden Leidenschaften haben die beiden Buben in die Wiege gelegt bekommen, soviel ist jetzt schon sicher.