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Ende Mai geht es meistens los. Die Alpe Unterhirschberg liegt nahe Bizau auf 1.385 Metern Seehöhe mitten im Bregenzerwald, umgeben von grünen Wiesen und steilen Berghängen. Kathi, ihr Freund Tobi und ihre Kinder Jakob und Rosa haben für die Sommermonate ein ganz besonderes Quartier gepachtet: Die Hütte auf der Alpe Unterhirschberg wurde erst vor 15 Jahren errichtet, typische Bregenzerwälder Schindeln treffen hier modernen „Luxus“. Das bedeutet auf der Alpe: Wasser, Strom, Heizung und gute Isolierung.
„Der Heumilchkäse wird aber schon in Handarbeit produziert“, stellt Sennerin Kathi klar. Es ist harte Arbeit, die ihre Familie mithilfe von einigen Pfistern leistet. „Pfister“ sind in Vorarlberg jugendliche Alphelfer, die in den Schulferien ihr Taschengeld aufbessern. Meist über mehrere Saisonen. „Die Burschen kennen sich aus und helfen, wo es notwendig ist. Mit ihnen ist immer was los“, erzählt Kathi.
Traditionelles Handwerk
„Was los“ ist auf der Alpe in jedem Fall. Um halb fünf ist Tagwache, die 40 Heumilchkühe, 25 Alpschweine, fünf Hennen, drei Esel, zwei Pferde und ein Pony möchten versorgt werden. Die Tiere gehören nicht alle Kathi und Tobias, sondern mehreren Bauern. Während Tobias und einige Burschen die Kühe melken und sich auch um die anderen Tiere kümmern, entrahmt Kathi in der Sennerei die Milch, die sich über Nacht gebildet hat und stellt daraus Butter her. Mithilfe von Milchsäuerungskulturen und Lab bereitet sie die Milch für den Käse vor, dann ist Zeit für ein wohlverdientes Frühstück. Etwa 30 bis 40 Minuten dauert es, bis die eingedickte Milch geschnitten werden kann, Kathi und ein Pfister gehen dafür zurück in die Sennerei. Gemeinsam verarbeiten sie den Käsebruch Schritt für Schritt zu 20 bis 25 Kilogramm schweren Laiben des Vorarlberger Alpkäses. Tobi übernimmt die Pflege der Heumilchkäse während der Reifung.
„Das ist schon anstrengend“, gibt Kathi zu. „Es macht aber sehr große Freude, die traditionellen Heumilchprodukte herzustellen. Für den Eigenbedarf und den Bauernmarkt in Alberschwende produzieren wir auch Butter, Joghurt, Weichkäse, Frischkäse und Topfen. Einkaufen müssen wir im Sommer nur sehr selten.“
Viel Zeit für die Familie
Genau diese Abgeschiedenheit und das Familienleben genießen Kathi und Tobi auf der Alpe sehr. „Am Nachmittag haben wir viel Zeit für die Kinder. Jakob ist jetzt vier und viel im Stall und an der frischen Luft unterwegs. Schon im Frühjahr fragt er jedes Mal, wenn die Sonne scheint, wann wir wieder auf die Alpe können. Auch Rosa ist mit ihren acht Monaten ein echtes ‚Alp-Baby‘.
Wir sind gleich nach ihrer Geburt wieder hinaufgezogen“, erzählt Kathi. Als sie vergangenen Herbst wieder im Tal ankamen, fremdelte das kleine Mädchen einige Tage lang. „Für sie war die Alpe ihr erstes Zuhause“ schmunzelt die stolze Mama.