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Denn bevor unsere Heumilchkühe zu ihren Höfen zurückkehren, muss der vergangene Sommer noch ein letztes Mal gefeiert werden! Beim traditionellen Alm- oder Alpabtrieb geht es jedoch nicht nur um ein Spektakel für Heimkehrer und Zuhausegebliebene. Bauern und Senn drücken mit dem prachtvollen Blumenschmuck ihre tiefe Dankbarkeit dafür aus, dass Mensch und Tier im Gebirge nicht zu Schaden gekommen sind. Denn ein Almsommer bedeutet nicht nur schmackhafte Gräser und Kräuter und viel Auslauf für die Heumilchkühe, sondern auch ein Leben unmittelbar in und mit der Natur.
Aufputz mit Tiefgang
Wenn der Sommer glücklich zu Ende gegangen ist, werden die Kühe mit aufwändigen Kränzen geschmückt, die die ganze Schönheit der Almwiesen wiederspiegeln. Bunte Blumen und Knospen werden mit Bändern auf saftige Zweige gebunden.
Die Form des Kopfschmucks ist dabei regional unterschiedlich. Mancherorts tragen die Tiere auffällige, hohe Geflechte, während andere mit Spruchtafeln, Heiligenbildern oder Spiegeln „aufgeputzt“ werden. Letztere sollen laut Überlieferung böse Geister auf den Abtriebswegen vertreiben. Heute erfreuen sie, zusammen mit dem fröhlichen Läuten der sorgfältig polierten Kuhglocken, vor allem die zahlreichen Einheimischen und Gäste, die die Tiere im Tal begrüßen.
Übrigens: Nicht in jeder Region werden alle Kühe geschmückt, mancherorts ist das der Leitkuh vorbehalten. Nach dem Alter der Kuh wird entschieden, wie prächtig der Schmuck ausfällt und wie groß die Glocke sein darf.
Aufbruchstimmung
Es wirkt, als würden sich auch die Heumilchkühe schon auf die gemütlichere Jahreszeit freuen: Genauso, wie sie im Frühling unruhig werden, wenn es auf die Alm geht, so spürt man in den letzten Tagen am Berg eine Aufbruchsstimmung. Sie scheinen gerne wieder nach Hause zu kommen.
Wann die Kühe ins Tal kommen, ist regional unterschiedlich und hängt von der Witterung und dem Pflanzenwachstum ab. Meist kehren die Tiere im Laufe des Septembers zurück in den heimischen Stall, wo tiefer liegende Wiesen und frisches Heu auf sie warten. So leben sie im natürlichen Jahresverlauf mit ihren Bauern – bis es im nächsten Mai oder Juni wieder heißt: „Auf geht’s auf die Alm!“