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Möchte man Heumilchbotschafterin Laura dieser Tage erreichen, geht das nur über Internet-Telefonie: Der Hof der Familie liegt in einem Funkloch, und wenn ein anderer Hausbewohner gleichzeitig Daten verbraucht, stockt die Verbindung. Laura ist trotzdem nicht zu bremsen, wenn sie von ihrem Leben im Allgäu erzählt. Seit zwei Jahren wohnt sie gemeinsam mit ihrem Freund Christoph im alten Bauernhaus, das sie zusammen renoviert haben. Die Schwiegereltern sind nur einen Steinwurf entfernt. Auch wenn Laura noch nicht „voll“ im Familienbetrieb arbeitet, springt sie überall ein, wo es eine helfende Hand braucht. „Wir bewirtschaften knapp 100 Hektar Grünland für unsere Heumilchkühe. Das ist eine bunte Herde aus Fleckvieh, Holsteiner und Braunvieh mit ihren Kälbern (mehr zu Rinderrassen erfährst du hier). Außerdem wohnen bei uns Hühner, Katzen und mein Bernhardiner Buddy,“ erzählt die junge Frau vom emsigen Treiben am Heumilchbauernhof.
Ausprobieren und Anpacken
Wenn man Laura zuhört, könnte man meinen, dass sie schon seit langem in der Landwirtschaft arbeitet. Tatsächlich wuchs sie als Kind „auf`m Dorf“ auf, lernte den Stall und die Tiere kennen und lieben. Als junge Erwachsene arbeitete sie aber als Erzieherin, unter anderem in Stockholm und Köln. „In Köln wurde der Wunsch dann immer größer, wieder zurück aufs Land zu ziehen,“ erinnert sich Laura. Mit ihrem Freund, dem Hof und der Familie hat sie das Glück gefunden, steht im Alltag aber auch vor neuen Herausforderungen. „Christoph ist Meister der Landwirtschaft und hat in verschiedenen Betrieben gearbeitet. Ich kann also immer nachfragen, wenn ich bei einer Aufgabe unsicher bin, und das tue ich auch – ich frage viel, und manchmal das gleiche,“ schmunzelt Laura. Mit ihrer Hands-on-Einstellung widmet sie sich mit Unterstützung ihrer Schwiegermama besonders gerne der Kälberaufzucht und hat auch bereits das Traktorfahren erlernt. „Bei uns steh zum Glück nicht viel im Weg herum,“ lacht sie bei der Erinnerung an die ersten Versuche.
Zukunftsperspektive Studium
Bei aller Freude und Leichtigkeit merkt man dennoch, wie ernst es Laura mit der Heuwirtschaft ist. Um sich selbst fundiertes Wissen in dem Bereich aufzubauen, beginnt sie in wenigen Wochen das Bachelorstudium Agrarmanagement. Vier Jahre lang wird sie im Fernstudium und in Praxisprojekten alles zu den Bereichen artgerechte Tierhaltung und Tiermanagement, landwirtschaftliche Produktionsprozesse und Nachhaltigkeit, aber auch zu den Themen Buchhaltung, Mitarbeitermanagement, Marketing und Recht erlernen. „Mir ist wichtig, dass ich genau weiß, warum ich etwas mache. Ich möchte nicht nur umsetzen, sondern auch mitreden können – und bei allem Respekt vor der Tradition vielleicht auch eigene Lösungswege finden,“ erklärt die Heumilchbotschafterin ihre Motivation zur Weiterbildung.
Mit dem Abschluss in der Tasche stehen Laura neue Wege offen: Neben dem vollen Einstieg in den Familienbetrieb könnte sie auch als Beraterin im Landwirtschaftsamt oder als Sales-Managerin in der Entwicklung von Verkaufsstrategien für landwirtschaftliche Produkte arbeiten.
Aktuell träumt die 22-Jährige davon, ihr Wissen am eigenen Hof umzusetzen. Mit dem Direktverkauf der Produkte startete sie schon während der Pandemie, musste das Projekt aber aus zeitlichen und logistischen Gründen wieder stoppen. Ein eigener Hofladen mit regionalen, nachhaltigen Produkten ist der große Traum der angehenden Heumilchbäuerin. Ein Ziel, dem Laura mit fundiertem Wissen aus dem Studium einen großen Schritt näher kommt.
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