Das „Weltkulturerbe Heumilch“ ist für uns Familientradition

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Die Milchkühe von Familie Nachtschatten bilden eine zufriedene Herde: „Sie freuen sich, wenn´s aufigeht auf die Alm, sie freuen sich, wenn´s obigeht zu den Hofwiesen“, erzählen die Zillertaler Heumilchbauern Hannes und Katrin Nachtschatten aus Bruck am Ziller. Kein Wunder: Da wie dort finden die Tiere beste Futtergräser. Im März und April werden sie aus dem Stall gelassen und weiden rund um den Hof, von Ende Mai bis Ende September geht es auf die Alm, während drunten im Tal das Heu für den Winter eingebracht wird, im September und Oktober dürfen die Tiere sich nochmals an den Talweiden delektieren.

 

Den Qualitätsunterschied schmeckt man

Dass die traditionelle Heumilchwirtschaft im Alpenbogen von der FAO (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen), zum landwirtschaftlichen Weltkulturerbe aufgewertet wurde und damit auch die nachhaltige, auf Generationen ausgerichtete Arbeit der Heumilchbäuerinnen und Bauern würdigt, freut die Familie, für sie ist die Produktion von Heumilch allerdings eine Selbstverständlichkeit: „Silofutter kommt für uns nicht in Frage, unsere Familie hat wie viele Zillertaler Bauern immer schon auf Heumilch gesetzt. Das ist bei uns Tradition und den Qualitätsunterschied schmeckt man einfach!“

 

Eine Alm, vier Besitzer

Die Almwirtschaft ist eine wichtige wirtschaftliche Ergänzung für Heumilchbauern, weil dadurch die Talwiesen für das Einbringen des Winterheus zur Verfügung stehen. Familie Nachtschatten sömmert die Tiere auf ihrer Alm Hansltrett-Leitenegg, die sich auf dem Gemeindegebiet von Gerlos befindet, und die sich vier Bauernfamilien mit je ein Viertel Almfläche teilen. Eine Familie hat die Viehwirtschaft aufgegeben, eine hält Mutterkühe, die auf dem Hochleger weiden, die dritte gibt ihre Tiere in die almerische Obhut von Familie Nachtschatten. Das ergibt mit den Tieren von Familie Nachtschatten insgesamt 40 Heumilchkühe und 60 Stück Jungvieh. Gemolken wird mit einer Rohrmilchanlage, die Milch wird von der Sennerei Fügen abgeholt, der Almstall wurde vor elf Jahren erneuert. Die Alm ist ein Paradies, der einzige Nachteil: Sie ist eine Stunde Fahrzeit vom Hof der Nachtschattens entfernt.

Um das Almvieh kümmert sich Hannes Nachtschatten (geb. 1973), der vier Monate ohne Unterbrechung auf der Alm verbringt. Das geht nur deshalb, weil er Vollerwerbsbauer geblieben ist. Und dass er Vollerwerbsbauer bleiben konnte, ist wiederum nur deshalb möglich, weil seine Frau Katrin – sie kommt aus Bayern und war früher als Arzthelferin tätig – als Kellnerin arbeitet und sich um Hof und Ferienwohnung kümmert.

 

Enge Verbindung zur Natur

Hannes und Katrin Nachtschatten: „Mit der Landwirtschaft allein kämen wir nicht über die Runden. Aber man darf das nicht nur wirtschaftlich sehen: Die Landwirtschaft bringt auch viele Vorteile: Wir sind hier am Hof unsere eigenen Chefs, unsere beiden Mädchen Antonia und Heidi lernten Selbständigkeit, Zufriedenheit und haben eine enge Verbindung zur Natur. Wir alle schätzen auch den Wert qualitätvoller Lebensmittel, da gehört die Heumilch dazu. Und die gemeinsamen Stunden auf der Alm waren für unsere Familie immer ein Höhepunkt des Jahres. Die Almzeiten haben uns und unsere Töchter besonders zusammengeschweißt und geprägt. Unsere Antonia macht jetzt eine Ausbildung als Käserin in der Sennerei Fügen und auch Heidi hilft fleißig auf der Alm mit, bevor sie im Herbst ihre Lehre als Hotelkauffrau antritt.“

Sehr stolz ist Familie Nachtschatten auch auf ihr Zuchtvieh: „Wir züchten Swiss Fleckvieh, obwohl das ja nicht als eigene Zuchtrasse anerkannt wird. Aber das ist uns egal. Diesbezüglich sind wir ein bisschen eigensinnig. Wir haben genau die Kühe, die zu uns passen. Sie sind widerstandsfähig, geben gute Milch und sind genau wie wir ausgesprochen almtauglich.“


Ein Beitrag von Irene Prugger
Fotos bereitgestellt von Heidi Nachtschatten

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