Es geht hoch hinaus: Die traditionelle Dreistufen-Landwirtschaft im Bregenzer Wald

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Manches Wissen ist so wertvoll, dass es über Jahrhunderte von Generation zu Generation weitergegeben wird. Es ist so bedeutend für eine ganzen Region, dass es geschützt und bewahrt werden muss. Aus diesem Grund wurde die Dreistufen-Landwirtschaft im Bregenzerwald bereits 2010 von der UNESCO zum immateriellem Kulturerbe erklärt. Heumilchbäuerin Erika Beer und ihre Familie führen diese alte Tradition jedes Jahr aufs Neue fort.

 

Tierwohl wird am Heumilchbauernhof der Familie Beer in Schnepfau das ganze Jahr über großgeschrieben: die 30 Heumilchkühe, das Jungvieh und die Kälber sind in einem Offenlaufstall zuhause, der auch im Winter frische Luft und Platz für Bewegung bietet. Ab Anfang Mai bieten die Wiesen im Tal zusätzlich Auslauf und die ersten frischen Gräser. Wenn dann die Temperaturen im Frühling steigen, zieht die ganze Herde das erste Mal im Jahr um – auf das Vorsäß, wie die niedrig gelegenen Almen in Vorarlberg genannt werden. „Etwa Ende Mai geht es hier auf die Weide. Unser Vorsäß ist mit 900 Metern eher an der unteren Grenze, weil es auf der Nordseite der Kanisfluh liegt. Die meisten Vorsäße liegen auf 1.200 bis 1.600 Meter Höhe“, erzählt Erika.

 

Frühlingssitz und Sommerfrische

Auf den satten Frühlingsweiden verbringen die Heumilchkühe von Familie Beer je nach Witterung etwa vier Wochen. Spätestens im Juli zieht die Heumilchbäuerin mit ihren Tieren auf die Hochalpe, die traditionell auf 1.600 bis 2.000 Metern liegt. Dort verbringt die Herde ihre „Sommerfrische“, bis es im September zurück auf das Vorsäß und im Herbst dann schließlich wieder ins Tal geht. Diese Mobilität zwischen drei Höhenlagen ermöglicht es, dass die Tiere das ganze Jahr über mit frischem Gras und Heu gefüttert werden können.

Drei Stufen für das beste Futter

„Im Bregenzerwald macht diese Art der Heuwirtschaft großen Sinn, denn die fruchtbaren Flächen im Tal sind begrenzt. Würden die Kühe hier den ganzen Sommer weiden, blieben nicht genügend Gräser und Kräuter für das Heu im Winter übrig“, erklärt Erika. Die Dreistufen-Landwirtschaft hat aber eine Vielzahl an Vorteilen, erzählt sie weiter: „Unsere Heumilchkühe genießen die frische, kühle Luft und den Auslauf auf der Hochalpe, vor allem aber die Abwechslung im Futter. Mit der Höhe ändert sich auch die Vegetation. Im Vorsäß und auf der Alpe gibt es immer wieder unterschiedliche Gräser und Kräuter zu entdecken. Auch die angenehmen Temperaturen tragen zum Wohlbefinden der Tiere bei – und die Tatsache, dass es auf fast 2000 Metern kaum Fliegen oder Bremsen gibt“, schmunzelt die Gebietsbäuerin.

Arbeit auf der Alm

Was bei den Kühen für  einen entspannten Sommer sorgt, ist auch für die Menschen eine Auszeit vom Alltag – die jedoch mit vielen Arbeiten verbunden ist. „Einige Bäuerinnen und Bauern im Bregenzer Wald bilden seit jeher Gemeinschaften und lassen ihre Tiere im Sommer auf einer Alpe zusammen betreuen. Wir sind jeden Sommer selbst vor Ort und kümmern uns um die Tiere und die Weiden“, führt Erika aus. Insgesamt stehen den Heumilchkühen auf der Alpe rund 100 Hektar Land zur Verfügung. Wiesen und Weiden, die instandgehalten und gepflegt werden wollen. Regelmäßig müssen Unkraut und Wildwuchs entfernt werden, damit die Flächen nicht verbuschen und verwalden. Im Herbst wird der Dung, der über den Sommer auf der Alpe angefallen ist, auf den Böden ausgebracht.

Du möchtest mehr über die Pflege der Wiesen und Weiden erfahren? Heumilchbäuerin Martina erklärt, wie
Grünlandpflege im Jahreslauf funktioniert.

So werden die Flächen im Herbst bereits für den nächsten Frühling vorbereitet. Erika Beer blickt mit einem guten Gefühl auf den vergangenen Sommer zurück: „Die eher milden Temperaturen und ausreichend Regen waren für uns Menschen und die Tiere sehr angenehm. Im Herbst kam es in unserer Herde dann zu einem regelrechten Babyboom. Momentan freuen wir uns sehr, dass alle Kälbchen gesund und wohlauf sind“, blickt Erika zurück. Dass der Nachwuchs bei der tüchtigen Heumilchbäuerin in den besten Händen ist, daran besteht kein Zweifel. Sollte es doch einmal zwicken und zwacken, kümmert sich die Ortsbäuerin mit viel Geduld um alle Wehwehchen. Aber das ist eine andere Geschichte…

 

Alle Fotos © Doris Beer

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