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Martina mag keinen Ampfer. Nicht etwa, weil ihr das krautige, rötlich blühende Gewächs nicht gefällt, sondern weil es ihre Wiesen aus dem Gleichgewicht bringt. „Ampfer hat keinen Futterwert für Kühe, kann aber bis zu zwei Meter lange Wurzeln bilden. Gleichzeitig breitet er sich rasch aus und nimmt anderen Pflanzen den Platz zum Wachsen weg“, erklärt die junge Landwirtin, die bereits mit Anfang 20 die Hälfte des Betriebes ihrer Eltern übernommen hat. Seither bewirtschaftet sie 23 Hektar Grünland, auf dem die Gräser und Kräuter wachsen, die in der kalten Jahreszeit als nährstoffreiches Winterfutter für ihre Heumilchkühe dienen. Für bestes Heu braucht es auch die besten Böden – und diese müssen gepflegt werden.
Landschaftspflege mit einem Lächeln
Je nach Witterung beginnt Martina im März oder April damit, ihre Flächen für den Frühling vorzubereiten. Zuerst wird der Boden gedüngt. Dafür verwendet die Heumilchbäuerin den natürlichen Dung aus dem Stall, den sie über den Winter in einem Lager gesammelt hat. Beim Ausbringen des Düngers mit dem Traktor achten sie nicht nur auf eine gleichmäßige Verteilung, sondern verschafft sich auch einen Überblick über den Zustand und der Beschaffenheit der Böden. Ist eine Drainage kaputt? Gibt es Lücken in der Bodenabdeckung? Um einen guten Ertrag zu garantieren, müssen solche Mängel behoben werden.
Um den Dünger bestmöglich in den Boden zu bringen, wird die gesamte Fläche nochmals mit einem speziellen Traktoraufsatz bearbeitet, der den Untergrund gleichzeitig ebnet. „Diese Arbeit klingt zwar zeitaufwändig, macht aber Spaß. Bei den vielen Fahrten habe ich richtig Traktorfahren gelernt!“, schmunzelt Martina. Nach getaner Arbeit braucht es noch etwas Unterstützung aus der Natur: „Regen ist nach dem Düngen ideal. So können sich die Nährstoffe besonders gut im Boden verteilen“, erklärt die Landwirtin.
Die ideale Mischung macht‘s
Wenn die Gräser und Kräuter in den darauffolgenden Wochen zu wachsen beginnen, ist es wichtig, die Zusammensetzung der unterschiedlichen Pflanzenarten im Auge zu behalten. „Im Idealfall besteht Grünland aus bis zu 80 Prozent Gräsern. Die übrigen 20 Prozent setzen sich aus Leguminosen wie Klee und Kräutern wie Löwenzahn zusammen,“ erklärt Martina (mehr über die Gräser und Kräuter auf den Wiesen im Alpenraum erfährst du hier). Leguminosen sind auch für die Gründüngung nützlich, da sie viel Eiweiß enthalten und den Boden mit Stickstoffdünger anreichern (mehr dazu hier). Unkraut wie Ampfer muss frühzeitig beseitigt werden und an manchen Stellen wird nachgesäht
Grünland schont das Klima
Durch diese nachhaltige Nutzung der Flächen entsteht ein hoher Humusgehalt im Boden, der sehr viel Kohlenstoff bindet. Zudem kann ein gesunder Boden große Mengen Wasser speichern und Trockenperioden länger überdauern. Die Pflegemaßnahmen, die Martina beschreibt, schützen aber nicht nur das Klima, sondern schaffen auch Raum für eine Vielzahl an Lebewesen wie Insekten und kleine Säugetiere. Die dauerhafte Bodenabdeckung mit Gräsern ist außerdem ein natürlicher Schutz gegen Erosion und wirkt der Verbuschung und Verwaldung entgegen. So bleiben wichtige Naherholungsgebiete mit gepflegten Wiesen und Weiden bestehen.
Mit dem Düngen im Frühjahr ist die Arbeit jedoch nicht getan, erklärt Martina: „Nach den einzelnen Schnitten (mehr zur Heuernte am Aukönighof erfährst du hier) werden die Böden wieder gedüngt. Dabei wird die Konzentration des natürlichen Düngers angepasst. Wenn es ganz heiß und trocken ist, kann kein Dünger ausgebracht werden.“
Ein nachhaltiger Kreislauf
Bis in den Herbst hinein pflegt Martina die Wiesen, um bestes Heu für ihre Kühe zu ernten. Je nach Witterung wird der Boden das letzte Mal im Spätherbst gedüngt und so auf den Winter vorbereitet. „Mir ist bei meiner Arbeit besonders wichtig, dass das natürliche Gleichgewicht erhalten bleibt. Deshalb achte ich darauf, dass der Viehbestand mit den Flächen zusammenpasst. Die Kühe produzieren ausreichend Dünger für die Grünlandflächen, auf denen wiederum genügend Gräser und Kräuter für das Heu wachsen. So wird nichts verschwendet und der Kreis schließt sich“, betont die Landwirtin.
Das sich alles in der Natur ausgleicht, davon ist Martina überzeugt. Nach einem trockenen Sommer mit etwas geringeren Heu-Erträgen freut sie sich aktuell über das milde Herbstwetter: „So steht den Kühen jetzt der letzte Aufwuchs vor dem Winter zur Verfügung und wir werden mit unserem Heu gut über den Winter kommen“, ist sich die leidenschaftliche Heumilchbäuerin sicher.
Erfahre mehr über Martina und ihr Leben am Aukönighof:
@landwirtin_van_aukoenig
Alle Fotos © Martina Hopf