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Heumilch: Was macht einen gesunden Boden aus?
Dr. Andreas Bohner: Böden sind Lebensräume für Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen. Sie erzeugen Nahrungs- und Futtermittel, sorgen für sauberes Trinkwasser, schützen vor Überschwemmung, speichern Kohlenstoff, Wasser und Pflanzennährelemente und sie liefern Energie und Rohstoffe. Ob ein Boden von hoher Qualität ist, hängt u.a. von der Anzahl der darin lebenden Bodenorganismen, den Nährstoffen und seiner guten Durchlüftung ab.
Ein gesunder Boden besteht aus mehreren Schichten, die ineinander übergehen und durchlässig sind. Eine zentrale Rolle spielen dabei Regenwürmer, die mit ihren vertikalen Gängen dafür sorgen, dass Regenwasser in den Boden eindringen und in die tieferen Schichten zur Bildung des Grundwassers geleitet werden kann. Diese Funktionen haben ebenfalls gewisse Pflanzen wie z.B. der Löwenzahn, dessen Wurzeln bis zu zwei Meter in den Boden reichen. Die Poren im Boden bilden den Lebensraum für Mikroorganismen, die die Pflanzen mit Nährstoffen versorgen. Generell gilt: Die Fruchtbarkeit des Bodens hängt von der Bodenbiologie und den Pflanzenwurzeln ab.
Heumilch: Kann der Boden neu gebildet werden?
Dr. Andreas Bohner: Böden sind in weiten Teilen Österreichs 15.000 Jahre alt und zählen damit zu den nicht erneuerbaren Ressourcen. Pro Jahrzehnt bildet sich nur ein Millimeter neuer Boden. Einen besonders wichtigen Beitrag für gesunde Böden leisten die Heumilchbäuerinnen und -bauern, die das Grünland als Weide- und Mahdflächen nutzen. Durch die schonende und standortangepasste Bewirtschaftung steigt der Humus-Gehalt im Boden ganz natürlich – je nach Standort auf bis zu acht Prozent. Dieser besonders nährstoffreiche Boden bildet die Basis für ein gesundes Wachstum von Pflanzen, sorgt für Artenvielfalt und sichert eine Vielzahl von biologischen und ökologischen Bodenfunktionen.
Heumilch: Welche Funktionen übernimmt ein gesunder Boden?
Dr. Andreas Bohner: Boden speichert Nährstoffe und Wasser. Im Idealfall nimmt er das Wasser wie ein Schwamm auf und gibt es langsam wieder ab. Gerade Grünland benötigt besonders viel Wasser, das der Boden speichert und den Pflanzen wieder zur Verfügung stellt. Je nach Bodenart – Sand, Lehm oder Schluff* – speichert dieser unterschiedlich viel und schnell Wärme. Grünland gehört durch seine hohe Bodenqualität zu den wertvollen CO2-Senken, also zu den Ökosystemen, die mehr Kohlenstoff aufnehmen, als sie abgeben. Dazu gehören unter anderem auch der Wald und Moore.
*Schluff: sehr fein verwittertes Gestein
Heumilch: Wie trägt Heuwirtschaft zum Klimaschutz bei?
Dr. Andreas Bohner: Auf den Wiesen und Weiden der Heumilchbäuerinnen und -bauern finden Insekten und Niederwild Nahrung und Unterschlupf. Mit ihrer nachhaltigen Milchgewinnung im Berggebiet tragen die Heumilchbauern auf vielfältige Weise zum Klimaschutz bei, indem sie das Dauergrünland im Einklang mit dem Jahreskreislauf pflegen und erhalten, ihre Wiesen und Weiden mosaikartig bewirtschaften und somit die Artenvielfalt schützen und die wertvollen Böden gewissenhaft nutzen und damit vor Bodenerosion bewahren. Damit bleibt das wertvolle Grünland langfristig gesund und nährstoffreich – für die Heumilchkühe, die Umwelt und für kommende Generationen.