Die Entwicklung des guten Geschmacks: So entstehen Aromen im Heumilch-Käse

Lesezeit

ca. 3 Minuten
Geschmäcker sind so vielfältig wie wir Menschen. Wovon sich der eine abwendet, bedeutet für den anderen höchsten Genuss. So unterschiedlich wie unser Geschmacksempfinden sind auch die Aromen, die für abwechslungsreiche Nuancen in den verschiedenen Heumilch-Käse-Sorten verantwortlich sind. Ihre Entstehung ist ein komplexer Prozess, dem wir nachgegangen sind:

 

Heumilch-Käse schmecken urgut, aber woran liegt das? Eines vorweg: Wie genau die einzelnen Käsearomen entstehen, wird aktuell wissenschaftlich erforscht und ist noch nicht im Detail bekannt. Als gesichert gilt, dass vor allem drei Prozesse für die feinen unterschiedlichen Geschmacksnuancen verantwortlich sind: Der Abbau von Milchzucker (Milchsäurereifung), der Abbau von Milcheiweiß und der Abbau von Fett. Ganz vereinfacht gesagt entsteht durch das „Weniger“ dieser Komponenten im Käse also das „Mehr“ am Gaumen – aber natürlich spielen auch andere Faktoren wie die Behandlung des Käses und die Reifungsdauer eine wichtige Rolle:

Die Milchsäurereifung

Milchsäuerungskulturen werden bei der Käseherstellung zugegeben und sind am Eiweißabbau beteiligt. Der Gehalt an Milchsäure im Käse wirkt sich nicht nur auf den Geschmack, sondern auch auf die Textur aus: Ein niedriger Milchsäure-Gehalt ergibt einen elastischen Käseteig mit mildem Aroma. Werden mehr Milchsäuerungskulturen zugegeben, wird der Käseteig brüchiger und das Aroma intensiver.

Aroma und Geschmack: Wo liegt der Unterschied?

Im Alltag werden die beiden Begriffe oft synonym verwendet, um ein Lebensmittel zu beschreiben. Tatsächlich nehmen wir den Geschmack eines Produktes durch unseren Geschmackssinn auf der Zunge wahr, der fünf Basisqualitäten unterscheiden kann: salzig, süß, sauer, bitter und umami. Die detaillierte Ausprägung der Aromen wird hingegen in der Nase analysiert, wenn die Luft beim Ausatmen über den Rachen in die Nase steigt. Die Vielfalt an Aromen ist riesig – in Käse nehmen wir hauptsächlich fruchtig-pflanzliche, malzig-röstige, milchig-rahmige, Hefe- und Ammoniak-Aromen wahr.

Geschmack im Heumilchkäse

Geschmacksbildend: Der Abbau von Milcheiweiß

Mit zunehmendem Eiweißabbau werden Geschmack und Geruch des Käses bei der Reifung immer intensiver, es entstehen malzig-röstige und umami-Aromen. Für den harmonischen, urguten Geschmack von Heumilch-Käse braucht es aber viel Wissen und Erfahrung. Bei einem zu starken Eiweißabbau könnten sich nämlich unerwünschte Ammoniak-oder Bitter-Noten bilden. Je nach Käsesorte können „edelherbe“ Bitternoten aber auch erwünscht sein: Bestimmte Edelschimmelkäsesorten erhalten durch die Zuführung des Schimmelpilzes Penicillium roqueforti erst ihren unvergleichlichen Geschmack.

Der Aromaträger: Fett

Samtig weich, gehaltvoll und schmackhaft: Fett macht die Textur eines Käses erst cremig und geschmeidig. Während des Reifeprozesses bleibt das Fett im Käse intakt, außer bei Blauschimmelkäse: Hier ist der Fettabbau erwünscht, da er zur Aromabildung beiträgt. Das natürliche Milchfett ist der Hauptgeschmacksträger für milchig-rahmigen Aromen, die in Mund und Nase wahrgenommen werden.

Mehr Geschmack durch Hefe, Säure und Salz

Neben den drei Grundprozessen, die für die Beschaffenheit des Käses verantwortlich sind, gibt es noch weitere Faktoren, die das typische Aroma und die Textur einer Käsesorten beeinflussen – zum Beispiel die Behandlung des Käses bei der Reifung. Weichkäse werden üblicherweise nur durch das erste Salzbad gesalzen, während Hartkäse und Schnittkäse zusätzlich auch während der Reifung mit Salz behandelt werden. So dringt das Mineral von der Randzone ins Käseinnere und verstärkt den Geschmack. Wenn ein Käse sehr lange reift, wird nicht nur der Geschmack intensiver, auch die Textur kann sich veränden: Durch die Kristallation von Aminosäuren bilden sich im Käseteig Kristalle, die für ein sandiges Gefühl im Mund sorgen, wie es zum Beispiel bei Parmesan erwünscht und typisch ist.

Vom rahmigen Frischkäse bis zum würzigen, lange gereiften Bergkäse entsteht durch diese Prozesse eine unglaubliche Käsevielfalt, die für jeden Geschmack die passende Sorte bereithält. Trotz dem reichen Wissen rund um die Herstellung darf man aber nicht vergessen, dass Heumilch-Käse ein Naturprodukt und der Käsungsprozess eine Kunst ist. Grundlage für unsere Käsespezialitäten ist der hochwertige Rohstoff Heumilch, bei dem konsequent auf vergorene Futtermittel verzichtet wird. Dadurch kann Heumilchkäse ohne Zusatz von Konservierungsmitteln und ohne intensive mechanische Behandlung hergestellt werden.

Mehr Informationen zur Entstehung und der Bestimmung von Geschmack in den verschiedenen Käsesorten findest du in unserer Genussfibel „Käsesprache“, die dir als Download zur Verfügung steht oder ganze einfach kostenlos über unsere Website bestellt werden kann.

Ähnliche Beiträge

Unermüdlich im Dienst der Landwirtschaft und der Natur
7.11.2024 Nachhaltig leben

Unermüdlich im Dienst der Landwirtschaft und der Natur

Zwei großartige Jubiläen: Die ARGE Heumilch Deutschland feiert ihr 10-jähriges, die ARGE Heumilch Österreich bereits…
Das „Weltkulturerbe Heumilch“ ist für uns Familientradition
18.10.2024 Am Heumilchbauernhof

Das „Weltkulturerbe Heumilch“ ist für uns Familientradition

Familie Nachtschatten aus Bruck am Ziller ist eine von vielen Zillertaler Heumilchbauern. (Ein Beitrag von…
Auf der Alpe: Sommerfrische für Heumilchkuh Sarina
22.8.2024 Am Heumilchbauernhof

Auf der Alpe: Sommerfrische für Heumilchkuh Sarina

Wir hatten das Vergnügen, mit Doris, einer unserer engagierten Heumilchbotschafterinnen aus Vorarlberg, zu sprechen. Sie…
Cheese & Cheers: Heumilch-Käse trifft Wein
22.7.2024 Genussvoll leben

Cheese & Cheers: Heumilch-Käse trifft Wein

Genau wie bei einer perfekten Feier, bei der jeder Gast harmonisch zusammenkommt, geht es auch…
Was Spitzenköchin Sigi Schelling besonders an der Heumilch schätzt
12.6.2024 Genussvoll leben

Was Spitzenköchin Sigi Schelling besonders an der Heumilch schätzt

Mit Hauben und Sterne für die Heumilch: Im Rahmen eines Medienevents im Werneckhof in München…
Ausgewogene Ernährung: Die Kraft der Heumilch-Produkte
15.4.2024 Genussvoll leben

Ausgewogene Ernährung: Die Kraft der Heumilch-Produkte

Viele von uns nehmen sich im Frühjahr vor, sich gesünder und ausgewogener zu ernähren. Spätestens…
Mit Heumilch-Genuss das Tierwohl unterstützen
8.2.2024 Am Heumilchbauernhof

Mit Heumilch-Genuss das Tierwohl unterstützen

Heumilch-Betriebe ermöglichen ihren Tieren jede Menge Bewegung. Das hält die Heumilch-Kühe gesund und macht sie…
Die Heumilch-Käseregionen und ihre Besonderheiten in Österreich und dem Allgäu
11.12.2023 Genussvoll leben

Die Heumilch-Käseregionen und ihre Besonderheiten in Österreich und dem Allgäu

Die Alpenregion in Österreich und das Allgäu sind untrennbar mit der kulinarischen Tradition der Heumilch-Käseherstellung…
Mit „Meal-Prep“ Heumilch-Gerichte auch unterwegs genießen
6.10.2023 Genussvoll leben

Mit „Meal-Prep“ Heumilch-Gerichte auch unterwegs genießen

Schnelle und leckere Heumilch-Gerichte fürs Büro, die Schule oder für unterwegs? Kein Problem mit Meal-Prep!…
Gesunde Böden sind die Basis für Artenvielfalt, Klimaschutz und eine erfolgreiche Heuwirtschaft
28.9.2023 Nachhaltig leben

Gesunde Böden sind die Basis für Artenvielfalt, Klimaschutz und eine erfolgreiche Heuwirtschaft

Dr. Andreas Bohner, Boden- und Vegetationsökologe an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, spricht über die Beschaffenheit von…
Bier und Heumilch-Käse – eine Verbindung mit langer Tradition
31.8.2023 Genussvoll leben

Bier und Heumilch-Käse – eine Verbindung mit langer Tradition

Tina Ganser, Geschäftsführerin und Mitbegründerin der Brauerei Schnauzer und Beagle, kommt bei der Kombination von…
Mit dem KlimaTicket unterwegs in Salzburg: Wandervielfalt im Naturpark Buchberg
17.7.2023 Nachhaltig leben

Mit dem KlimaTicket unterwegs in Salzburg: Wandervielfalt im Naturpark Buchberg

Wer im Naturpark Buchberg am malerischen Mattsee unterwegs ist, hat die Qual der Wahl: Sechs…