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Wenn Sie köstlichen Käse und nachhaltige Landwirtschaft lieben, dann sollten Sie unbedingt eine Heumilch-Tour durch Österreich und das angrenzende Allgäu in Deutschland in Betracht ziehen. Diese Regionen sind bekannt für ihre reiche Käsetradition und die ursprünglichste Form der Milchgewinnung, die traditionelle Heuwirtschaft, wird bis heute dort praktiziert. Die Heumilch-Regionen in den Alpen sind auf jeden Fall eine Reise wert!
Die Wurzeln der Käseherstellung
Die Herstellung von Heumilch hat in den Alpen eine lange Geschichte. Die Kelten brachten vor Jahrhunderten das Wissen über die Käseherstellung nach Österreich, und für die Römer stellte Käse eine wichtige Handelsware dar. Erhalten hat sich in den Alpenregionen die ursprünglichste Form der Milcherzeugung, die traditionelle Heuwirtschaft, bei der die Tiere im Sommer frische Gräser und Kräuter und Heu im Winter zu fressen bekommen. Was diese Heumilch-Tradition so besonders macht, ist neben der artgemäßen Fütterung, ihre nachhaltige Wirtschaftsweise, die von Generation zu Generation weitergegeben wird. Heumilchbäuerinnen und -bauern leisten einen entscheidenden Beitrag zum Umweltschutz und zur Erhaltung der Artenvielfalt, da sie Landschaft besonders schonend und traditionell bewirtschaften.
Kräftig bis mild: Die vielfältige Käsekultur Österreichs
Österreich ist in Bezug auf Käseproduktion sehr vielfältig, und die landschaftlichen Unterschiede spiegeln sich in den Käsesorten wider. Im bergigen Westen des Landes finden wir kräftige Käsesorten, während im Osten eher milde Variationen zuhause sind.
Tirol und Vorarlberg tragen maßgeblich zur Käsekultur Österreichs bei, insbesondere mit ihren Alm- und Alpkäsen, Bergkäsen und dem bekannten Tiroler Graukäs. Das Wissen rund um diese Art des Käsens – der sogenannten Labkäserei – kam erst relativ spät nach Österreich. Erst im 17. Jahrhundert brachten die Walliser bzw. Appenzeller dieses Knowhow mit nach Vorarlberg, von wo es sich weiter nach Tirol und den restlichen Bundesländern ausbreitete. In Vorarlberg, dem kleinsten Bundesland Österreichs, das immer noch zu 49 % aus Alpflächen besteht, findet man vor allem Hartkäse, Schnittkäse aber auch Sauermilchkäsesorten, deren Erhalt eine österreichische Besonderheit darstellt. Bei lang gereifte Käsesorten wie die Berg- und Alm/Alpkäse ist die Güte der Milch besonders wichtig. Nur aus einem hochwertigen Rohstoff lässt sich Käse herstellen, der für eine längere Reifung geeignet ist. Denn nur durch den konsequenten Verzicht auf vergorene Futtermittel kann Käse ohne Zusatz von Konservierungsmitteln und ohne intensive mechanische Behandlung hergestellt werden. Heumilch besitzt all diese Eigenschaften und daher schwören auch Käsemeister auf diesen Rohstoff.
Oberösterreich zeichnet sich als klassische Weich- und Schnittkäseregion aus und bietet eine breite Palette regionaler Käsesorten. Rund ein Drittel des Österreichischen Milchaufkommens stammt aus diesem Bundesland. In Salzburg ist neben Schnitt- und anderen Hartkäsesorten vor allem der Emmentaler hervorzuheben. Der Käse mit den typischen Löchern wird hier nach alter Käse-Tradition aus Heumilch hergestellt und kann auf eine rund 130-jährige Geschichte zurückblicken.
Die Steiermark bietet die größte Vielfalt an Käsesorten, während die letzte österreichische Heumilch-Region, Kärnten, mit einer beeindruckenden Auswahl an Schnittkäse punkten kann.
Das Allgäu: Deutschlands Heumilch-Käseregion
Die Heumilch-Tour wäre nicht vollständig, ohne einen Abstecher ins Allgäu, eine Landschaft in Deutschland, die eng mit den Alpen verbunden ist. Hier findet man nussig-kräftigen Allgäuer Emmentaler, herzhaften Bergkäse und den berühmten Allgäuer Weißlacker, allesamt Käsesorten mit der EU-weit geschützten Ursprungsbezeichnung (g.U.). Der Allgäuer Weißlacker war sogar der weltweit erste patentierte Käse. Dieser halbfeste Schnittkäse mit seinem einmalig, würzig-scharfem Geschmack ist untrennbar mit der kulinarischen Tradition des Allgäus verbunden.
Fazit: Eine Reise für Käse- und Naturliebhaber
Eine kulinarische Genussreise durch die Welt der Heumilch-Regionen in Österreich und dem Allgäu offenbart die Schätze dieser traditionellen Käsekulturen. Die Vielfalt der Käsesorten, die dort hergestellt werden, ist beeindruckend, und die Landschaften sind atemberaubend schön. Dank der nachhaltigen Wirtschaftsweise der Heumilchbäuerinnen und Bauern sowie der Verarbeiter genießt man köstlichen Käse und unberührte Natur auf einer Reise, bei der man Menschen kennen lernen kann, die mit Leidenschaft und Hingabe die Tradition der Heumilchwirtschaft am Leben erhalten.
Hier geht es zu unseren Heumilch-Mitgliedern in den jeweiligen Regionen.